Die Pflanzenwelt in Dominica ist mehr als nur bemerkenswert. Erst wer die Insel einmal umrundet und durchquert hat, wird nachvollziehen können, welcher Artenreichtum sich auf unserem Planeten befinden muss, denn Dominica in seiner winzigen Ausdehnung kann wirklich nur einen Ausschnitt bieten. An der Westküste gibt sich die Insel gemäßigt und erinnert an südeuropäische Verhältnisse. Gen Osten wird es schon nach wenigen Inlandskilometern merklich grüner, bald erreichen die Niederschlagswerte weltweite Spitzenwerte. Nicht umsonst verfügt Dominica über ein weitverzweigtes System großer und kleiner Wasserläufe; Trinkwasserprobleme hat es noch nie gegeben.
Im groben lässt sich Dominicas Flora folgendermaßen umreißen. Der eigentliche Regenwald mit Bäumen von etwa 30 Metern Höhe wächst vornehmlich ab 300 Metern über dem Meerespiegel. Das Laubdach erreicht eine derartige Dichte, dass stellenweise das Dickicht im Unterholz licht wird; ein Großteil der Regenfälle wird von den Baumkronen abgehalten, nur ein Bruchteil erreicht auf direktem Wege den Boden.
Im Jahre 1979 wurde leider ein erheblicher Teil des Regenwaldes durch den Hurrikan David zerstört, Schätzungen sprechen von mehr als fünf Millionen Bäumen. Im Jahre 1995 schlug Marilyn ebenso erbarmungslos zu, bevor sich die Pflanzen auch nur ansatzweise erholen konnte.
Tiere sind das eine Dominica, Pflanzen das andere. Die Nationalpflanze, der Bwa Kwaib (wissenschaftlich: Sabinea carinalis), ist der Nationalstolz der Insulaner. Es ist ein kleiner lichter Laubbaum mit einer Größe von nur drei bis fünf Metern. Er blüht über und über in farbenprächtigem Rot, immer zwischen Februar und Juni, und wenn die Regenzeit etwas trockener ausfällt, ein zweites Mal zwischen September und Dezember. Die Nationalpflanze ist eigentlich gänzlich untypisch für Dominica, sie liebt die Trockenheit und ist daher ausschließlich an der regenarmen Westküste zwischen Picard und Roseau anzutreffen.
Epiphyten sind Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen, sich aber selbständig ernähren. Sie besitzen eine besonders große Verbreitung im dominicanischen Regenwald. Nur im Elfin Woodland wachsen sie direkt auf dem Boden, ansonsten ziehen sie den Wuchs auf einer anderen Pflanze vor, nicht etwa, weil sie es dann als Schmarotzer besonders leicht hätten. Die andere Pflanze dient ihnen lediglich als reine Trägerpflanze, um an genügend Licht zu gelangen.
Mit ihren großen Blättern fangen sie das von ihnen benötigte Wasser auf, daraus entnehmen sie sämtliche Nährstoffe. Manche Pflanze stranguliert im Laufe der Zeit ihren Trägerbaum, die Wurzeln können dann den Boden erreichen und das Skelett ihres „Wirtes“ neu begrünen.
Farne zählen zu den meist vertretenen Pflanzen: 188 verschiedene Arten gibt es auf der Insel. Manche wachsen als Epiphyten auf Bäumen, andere Farne erreichen selbst Baumgröße mit etwa 10 Metern Höhe. Einige Farne hatten es nach Hurrikans oder Rodungen als Pionierpflanze besonders leicht. An den Straßenrändern haben sich besonders hübsch anzusehende Farne mit einer silber- oder goldfarbenen Unterseite durchgesetzt.
Das Elfin Woodland umrundet die Gipfel Dominicas ab etwa 1.000 Höhenmetern. Fast immer von Wolken eingeschlossen, wachsen kaum noch Bäume, Epiphyten der niederen Regionen wachsen direkt am Boden. Der Boden ist karg und der immerwährende Wind setzt allen größeren Pflanzen übermäßig zu, insbesondere Hurrikans hatten in der Vergangenheit hier ein leichtes Spiel.
Die Vegetation rund um den Freshwater Lake wird als Montane Forest bezeichnet. Charakteristisch für dieses Gebiet sind Sümpfe und Dickicht mit einem dichten Baumbestand. Die Bäume erreichen durchgängig nicht mehr derartige Höhen wie im eigentlichen Regenwald, der starke Wind setzt ihnen doch merklich zu. Epiphyten in den Baumwipfeln sind seltener anzutreffen.
Vielfältige Vogelwelt
Die wildlebenden Tiere auf Dominica sind alle relativ klein, man muss schon genau hinsehen. Die Mehrzahl dürfte ohnehin Ornithologen ansprechen, denn Dominica weist mit 162 Vogelarten den zweitgrößten Artenreichtum der gesamten Karibikwelt nach Trinidad und Tobago mit rund 400 verschiedenen Arten auf. In der Abgeschiedenheit der Insel überlebten einzigartige Arten wie der Nationalvogel, die Kaiseramazone (umgangssprachlich Sisserou, engl. Imperial parrot, lat. Amazona imperialis) und der Jacko (umgangssprachlich; engl. Red Necked Parrot, lat. Amazona arausiaca). Beide Vögel zählen zu den Amazonenpapageien, das Gefieder ist vorwiegend grün, andersfarbig sind Kopf, Flügelbug und Schwanz. Sie können besser klettern als fliegen. Trotz des absoluten Schutzes beider Vögel durch Gesetz, Behörden und Naturschützer aus aller Welt sind die Überlebenschancen eher schlecht. Vom Nationalvogel leben kaum mehr 600 Exemplare. Früher wurden die Papageien von den Bewohner zu stark bejagt und viele haben den Weg zu den sogenannten "Vogelliebhabern" in hiesigen Breiten gefunden.
Einfacher zu sehen sind hingegen Kolibris (z. B. der Antillean Crested Hummingbird, Blue-Headed Hummingbird, Purple Throated Carib), der Schwarzsegler (Black-Swift), Vireos (z. B. der Black-Whiskered Vireo), Reiher (z. B. der Green Heron, Little Blue Heron, Yellow Crowned Night Heron), Breitschwingenbussarde (Bread-Winged Hawk), Zaunkönige (z. B. der House Wren), Satrapen (z. B.der Grey Kingbird), Tauben (z. B. die Red-Necked Pigeon, Ruddy Quail Dove, Zenaida Dove), Grasmücken (z. B. die Plumbeous Warbler, Yellow Warbler), Dompfaffen (z. B. der Lesser Antillean Bullfinch), Eisvögel (z. B. der Ringed Kingfisher) und Kuckucke (z. B. der Smooth-Billed Ani).
James Bond als Buchautor
Zwei hilfreiche Bestimmungshandbücher sind The Birds of the West Indies von James Bond, nicht 007, (Verlag: Collins) und Birds of the Eastern Caribbean von Peter Evans (Verlag: Macmillan). Der Name James Bond hat aber tatsächlich etwas mit dem berühmten 007 zu tun. Ian Fleming benannte seinen 007 nämlich nach dem Autor dieses Buches und so ist es kein Wunder, sondern vielmehr eine ironische Anspielung, dass sich James Bond in der Kennenlernszene von „Stirb an einem anderen Tag“ mit Jinx das Vogelhandbuch „Birds of the West Indies“ greift und behauptet, er sei Ornithologe.
Unter den Reptilien gibt es zahlreiche Eidechsen, Geckos und fünf ungiftige Schlangenarten. Die größte ist eine Boa constrictor, die auf Dominica Tete Chien genannt wird. Obwohl sie nicht aggressiv ist, wird sie aus Furcht von zahlreichen Dominicanern bejagt. Ebenso bejagt wird das Mountain Chicken, ein gern verspeister Frosch, der erst ab einer Höhe von etwa 300 Metern über dem Meeresspiegel angetroffen wird.
Auch im Küchenteil können Sie etwas über Agutis lesen. Diese kleinen Säuger haben in etwa Hasengröße. Ihr Gesicht ähnelt dem eines Murmeltieres. Es sind hochstelzige Pflanzenfresser, die nur tagsüber aktiv sind, aber ebenso wie Kaninchen (und Murmeltiere) Baue graben. Beim Fressen halten sie ihr Futter in den Vorderpfoten, in ihrem Fluchtverhalten erinnern sie wiederum an Kaninchen. Nur in ihrem Alter überbieten die kleinen Tiere die Hasen und Kaninchen: zehn bis zwanzig Jahre können Agutis alt werden, wenn ihnen kein hungriger Mensch in die Quere kommt.
Die Familie der Beutelratten umschließt unter anderem die katzengroßen Opossums. Auffällig sind ihre langen, häutigen Ohren und der nackte Wickelschwanz. Das Fleisch ist nicht nur auf Dominica beliebt, obwohl es in freier Natur von vielen Feinden nur im Notfall gefressen wird und sich nicht alle Menschen - so wie US-Präsident Franklin D. Roosevelt - für Opossumbraten erwärmen können.
Whale-Watching vor der Küste
Ein ganzes Stück vor der Küste Dominicas werden die Tiere größer, im Wasser gibt es eine Vielzahl von Walen. Häufig lassen sich Pottwal (sperm whale), Zwergpottwal (pygmy perm whale), Schwertwal (common killer whale), Kleiner Schwertwal (false killer whale), Grindwal (pilot whale) und Zwerggrindwal (pygmy killer whale) blicken. Der Buckelwal (humpback whale) ist ein seltenerer Besucher und wenn, nur im Winter.
Wale, - die größten Säugetiere der Welt, haben den Menschen schon seit ewigen Zeiten fasziniert. Die torpedoartige Fischgestalt ermöglicht ein leichtes und schnelles Fortkommen im Wasser mit bis zu 50 Stundenkilometern. Beim Pottwal sind in Einzelfällen Tauchtiefen von annähernd 1.000 Metern nachgewiesen. Für gewöhnlich tauchen sie rund 500 Meter tief und das über eine Zeitspanne von fünfzig bis neunzig Minuten. Zum Luftholen kommen die Wale an die Wasseroberfläche und stoßen dabei Fontänen aus. Jede Walart macht dies auf verschiedene Art und Weise, so dass Kenner die Wale schon von weitem daran erkennen.
Buckelwale blasen eine bis zu zwei Meter hohe Fontäne, Pottwale schaffen in manchen Fällen acht Meter.
Im karibischen Meer tummeln sich deshalb derart viele Wale, da die Karibik äußerst nahrungsreich ist.
Der Buckelwal wird bis zu 15 Meter lang und liebt vorwiegend die Küstennähe. Insoweit kommt es schon mal vor, daß man ihn in größeren Hafenbecken als Besucher bewundern kann. Trotz seines immensen Gewichtes von rund 30 Tonnen ist er sehr beweglich und schlägt richtige Purzelbäume in der Luft.
Pottwale werden selten länger als 18 Meter, die Weibchen sind ein ganzes Stück kürzer. Der unförmige Kopf ist auf eine riesige Gewebemasse zurückzuführen, die das sogenannte Walrat enthält. Früher nahm man an, diese Masse sei die Samenflüssigkeit des Pottwals. Im Englischen heißen die Pottwale deshalb sperm whale (= Samenwal). Wozu dieses Polster gut ist, weiß man allerdings heute noch immer nicht. Im Gegensatz zum Buckelwal, des sich ausschließlich von Plankton ernährt, frisst der Pottwal fast ausschließlich Tintenfische, seltener "richtigen" Fisch. In einem Pottwalmagen fand man aber schon einen drei Meter langen Hai.
Die großen Tauchtiefen der Pottwale rühren daher, dass sie ihre Lieblingsnahrung nur in diesen Tiefen aufstöbern können.
Die Schwert- und Grindwale zählen zu den Delphinen, auch wenn das ihr Name nicht vermuten lässt. Genau wie die Pottwale fressen auch die Grindwale am liebsten Tintenfisch. Sie sind mit nur vier bis acht Metern Länge deutlich kleiner, der Zwerggrindwal wird sogar kaum länger als zwei Meter. Zwerggrindwale leben überwiegend in Herden von mehreren hundert Tieren.
Der kleine Schwertwal (Körperlänge vier bis sechs Meter) ist ein Hochseebewohner und seltener in Küstennähe zu sehen, da seine Echopeilung für diese Gewässer nur ungenügend ist. Er liebt Tintenfisch, verspeist jedoch genauso Kabeljau in größeren Mengen.
Der Schwertwal, oft Orka genannt, kann bis zu neun Metern lang werden. Er jagt auch andere Wale und wird deshalb im Englischen killer whale genannt. Andere Wale kann ein Schwertwal alleine allerdings nicht erlegen, selbst größere Herden verspeisen ihre „Artgenossen“ stückchenweise, bis sie an Blutverlust verenden. Nur sehr kleine Wale, wie Schweins- und Narwale, und Seehunde, Pinguine, Vögel und Seelöwen verspeist der Schwertwal in einem Stück. Fraglich ist, ob jemals ein Mensch von einem Schwertwal verspeist wurde. In Menschenobhut sind Schwertwale ebenso freundlich und anhänglich wie andere Delphine.