Christoph Kolumbus entdeckte auch diese Insel, und zwar im Jahre 1493. Er nannte sie Dominica, weil sie ein Sonntagsfund war, der 3. November, und ihm wohl sonst nichts Passenderes dazu einfiel.
Die Urbevölkerung waren Aruak-Indianer, die schon Jahrhunderte vor der Entdeckung durch Kolumbus die Karibikwelt besiedelten.
Sie wurden durch die kriegerischen Kariben-Indianer und die Europäer restlos verdrängt.
Die Spanier konnten dann kein rechtes Interesse an der Insel finden. Gold gab es nicht. So genügte es ihnen, sich bei den Indianern mit Frischwasser, Feuerholz und Nahrungsmitteln einzudecken. Als Ankerplatz diente den Spaniern die im Norden der Insel gelegene Prince Rupert Bay, in die der Indian River mündet.
Die Indianer blieben vorerst von den Europäern unbehelligt. Der Grund hierfür war das unwirtschaftliche Inselrelief.
Aus dem ganzen übrigen karibischen Raum wurden die Indianer vertrieben, die (bis heute) eine Zuflucht auf Dominica fanden.
Die Briten schlossen mit den Franzosen 1686 einen Neutralitätspakt über die Insel und erneuerten ihn 1748 sogar wieder. Kurze Zeit später, im Jahre 1761, waren sie aber davon überzeugt, dass die vielen französischen Siedler ihn gebrochen hatten und griffen daher die Insel an und vereinnahmten sie.
Erst viele Jahre später, nach heftigen Kämpfen, gewannen die Engländer endgültig die Oberhand. Die Franzosen handelten für ihren Rückzug immerhin, £ 8.000 aus.
Zwischenzeitlich waren die Kariben-Indianer in die unwirtschaftlichsten Gebiete der Insel vertrieben worden und mussten fortan um ihr Überleben kämpfen.
Die Kolonialherren brachten für ihre Plantagen zahllose Sklaven nach Dominica. Auch wenn die Plantagen bis heute vielfach unrentabel betrieben werden, so war es damals das einzige, wozu die Insel aus Sicht der Engländer überhaupt taugte.
Sklavenunruhen folgten, Entflohene hatten es leicht, sich in den Wäldern zu verstecken und von dort aus gezielte Guerillaattacken gegen ihre Unterdrücker zu führen.
Die Sklaverei wurde 1838 (manche Quellen sprechen von 1834) abgeschafft. Unruhen aufgrund der wirtschaftlichen Unterschiede und Abhängigkeit von der weißen Oberschicht gab es jedoch immer wieder.
Anfang des 20. Jahrhunderts bekamen die Indianer das Carib Territory im unwirtschaftlichen Ostteil der Insel zugesprochen. Über das 15 km² große Gebiet verfügen sie bis heute.
Ureinwohner der Karibik
Das letzte indigene Volk der Karibik sind die Kariben oder wie sie sich selbst nannten: Kalinago. Dieses Volk ist das letzte in einer Reihe indianischer Völker, die vor ca. 12.000 Jahren vom asiatischen Raum über die Behring-Straße auf den amerikanischen Kontinent und vor ca. 5.000 Jahren vom südamerikanischen Festland auf die ostkaribischen Inseln zogen. Die Ankunft der Kariben auf den Inseln wird ungefähr auf das achte Jahrhundert n. Chr. datiert. Die letzten Kariben, die den brutalen europäischen Kolonialismus überstanden haben, leben heute in einer kleinen Gemeinschaft (ca. 3.500 Menschen) auf der Karibikinsel Dominica. Artverwandte Stämme gibt es in Trinidad, Guyana, Venezuela, Belize und Guatemala.
Der Lebensstandard der Kariben liegt weit unter dem Landesdurchschnitt, was zu verstärkter Abwanderung führt. Damit ist die Gemeinschaft als solche bedroht.
Einzug der Demokratie
1951 durften erstmals alle Inselbewohner wählen. 1954 wurde ein Kabinettsystem mit 31 Mitgliedern (21 Abgeordnete, 9 Senatoren plus Premierminister) eingeführt, und 1967 erhielt die Insel eine weitreichende Autonomie vom britischen Königreich.
Drei Parteien sind seither im Parlament vertreten: die Dominica Freedom Party (DFP), die Dominica United Workers Party (UWP) und die Labour Party of Dominica (LPD).
Am 485. Jahrestag der Entdeckung durch Kolumbus, dem 3. November 1978, wurde Dominica eine unabhängige Republik innerhalb des Commonwealth.
Kurz nach der Unabhängigkeit im August desselben Jahres verwüstete der Hurrikan David mit 240 Stundenkilometern den Großteil der Insel und warf die Insel wirtschaftlich um Jahre zurück. Der Wirbelsturm forderte zahlreiche Todesopfer und machte 75 % der Bevölkerung obdachlos.
Erster Premierminister wurde im Juni 1979 Patrick John.
Nach einer Reihe von Korruptionsaffären musste er bald seinen Hut nehmen. Den Sturz herbeigeführt hatte der dreiste Versuch, einen Großteil des insularen Agrarlandes, rund 15 % der gesamten Inselfläche, an US-Amerikaner zu verhökern.
Abgelöst wurde er im Juli 1980 von Mary Eugenia Charles, die als erste Frau in der gesamten Karibikwelt den Posten der Premierministerin für die Freedom Party übernahm.
Sogleich nach ihrer Amtseinführung wurde die neue Premierministerin Opfer eines Umsturzversuches durch Gefolgsleute des Ku-Klux-Klans, die Patrick John als ihren neuen Premier vorsahen.
1983 intervenierten die USA in Grenada, Dominica half mit einer symbolischen Truppenentsendung und bekam zur Belohnung einige Kredite vom Internationalen Währungsfond. Das gut ausgebaute Straßennetz ist eine Folge hiervon.
Nach 15 Jahren wurde die eiserne Lady der Karibikwelt von Edison James abgelöst, der sich schon nach wenigen Monaten in der Bevölkerung unbeliebt zu machen wusste. Vorgeworfen wird seinem Kabinett der Drang zur ungenierten Bereicherung und die Missachtung des Nationalstolzes: Anfang 1996 wollte der Premier den bekannten saudiarabischen Dissidenten Muhammed Abdullah al-Mas'ari - angeblich gegen eine bedeutende Aufstockung der Entwicklungshilfe - nach seiner Abschiebung aus dem englischen Königreich aufnehmen.
Ein englisches Gericht hat die Abschiebung untersagt und damit wohl auch schlimmeres für Dominicas Premier verhindert.
Der in Deutschland bekannteste Dominicaner ist wohl der ehemalige Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Als erster Nichtweißer wurde der Theologe Philip Potter an die Spitze des Weltkirchenrates gewählt. Seit 1991 lebt er mit seiner deutschen Ehefrau in Stuttgart. 1996 wurde er mit der silbernen Brenz-Medaille der württembergischen evangelischen Landeskirche ausgezeichnet.
Mit den Wahlen zum Jahresbeginn 2000 gab es einen Wechsel. Der neue Premier heißt Rosie Douglas. Sein Ziel, der Korruption unter seinem Vorgänger ein Ende zu bereiten, wird kein leichtes Unterfangen sein.