Die Ostküste der Insel

Die Ostküste, französisch wie kreolisch Au Vent, englisch die Winward Side, ist gekennzeichnet durch den rauen Atlantischen Ozean.

Viel Wind, wenig (ungefährlicher) Sandstrand und steile Klippen laden nicht unbedingt zum Verweilen ein. Viele der Bewohner zieht es daher und wegen der wenigen wirtschaftlichen Perspektiven nach Roseau.

Man merkt deutlich, dass das Landesinnere und damit die Ostküste erst spät erschlossen wurde, eine durchgängige Straße fehlt nicht nur der Südspitze, sondern ebenso der Ostküste.

Beginnt man die Reise in Roseau, geht es am Canefield Airport rechts ab in Richtung Osten. Hält man sich nun immer weiter rechts (auf der Straße selbst natürlich links) gelangt man über Pont Cassé nach Rosalie, vorbei an Bananen- und Zitrusplantagen. Von dort geht es weiter bis zum südlichsten Punkt der Straße nach Point Mulâtre.

Noch ein Wort zu Pont Cassé. Vom Canefield Airport gelangt man über die 1906 bis Pont Cassé fertiggestellte Imperial Road ins Landesinnere. Der damalige Versuch, Siedlern das Landesinnere schmackhaft zu machen, missriet gänzlich.

Heute ist dieser Punkt eine bedeutende Kreuzung im Inselinneren. Von hier führen sternförmig Straßen nach Layou (die wohl schönste Strecke), Castle Bruce bzw. Rosalie und über die Pagua Bay nach Marigot und natürlich zum Canefield Airport bzw. Roseau.

Nun aber weiter in den Südosten der Insel. Bis zum Bau der Straße wurden die reichen Erträge wie Zuckerrohr, Zitronen, Kaffee und Kakao aus Rosalie mit Schiffen abgeholt. Die alten Verladestationen am Ufer zeugen noch heute davon.

Unwegsames Landesinnere

Ins Landesinnere führt nun eine Straße nach Grand Fond. Von hier schlängelt sich ein vor Urzeiten angelegter Fußweg durch das unwegsame Landesinnere über den Freshwater Lake bis zur Westküste nach Laudat. Erst dort gibt es wieder eine befahrbare Straße.

Weniger anstrengend ist der Weg von Rosalie an der Küste entlang in den Süden. Vorbei an Rivière Ciriques und Morne Jaune erreicht man La Plaine. Wenig wirksam dürfte die x-te Warnung vor der Gefährlichkeit der Ostküste für Schwimmer sein, vielmehr gibt die örtliche Krankenstation Anlass dazu, bis in die 40er Jahre zurückzugehen: Damals zog es ein reiches US-amerikanisches Ehepaar eben trotz der vielen Gefahren, welche die Küste an dieser Stelle bietet, ins Wasser. Ihr weiteres Überleben verdankten Sie mutigen Dorfbewohnern, die sie wieder ans rettende Ufer brachten. Zum Dank erhielt das Dorf dann seine Krankenstation.

Auf der Straße geht es weiter nach Delices, La Roche und dem Ende der Straße, Pointe Mulâtre Bay. Dort mündet der weiße Fluss, La Rivière Blanche, der dem Boiling Lake entspringt und dessen schwefelhaltigem, milchigem Wasser heilende Wirkung nachgesagt wird.

Von hier aus schlängelt sich der schon beschriebene Fußweg nach Petite Savane

Von La Roche aus führt ein 1,5 km langer Fußweg ins Landesinnere zu den Victoria Falls.

Badespaß am Emerald Pool

In den Norden Dominicas gibt es von hier aus nur den Weg zurück bis nach Rosalie, von dort wieder direkt weiter per Pedes oder ein Stück zurück ins Landesinnere. Dort an der ersten Kreuzung Richtung Castle Bruce fahren, linker Hand kommt man zu einer weiteren Touristenattraktion, dem Emerald Pool.

Ein zwölf Meter hoher Wasserfall mündet in ein kleines Becken, gut für ein angenehmes Bad.

Der Weg ist ausgeschildert und für Kreuzfahrtgäste entschärft, nur wenige Stellen sind heute noch glitschig. Picknicktische laden zum Verweilen ein, wenn nicht gerade ein Kreuzfahrtschiff angelegt hat und zig Minibusse vorfahren, um ihre Ladung, sprich Touristen, auszuspucken.

Weiter geht es nach Castle Bruce, einen unscheinbaren Ort, und von dort in den Süden. Die Straße endet nach wenigen Kilometern in Petite Soufrière. Nach Süden gibt es wieder nur einen Fußweg bis Rosalie, der vor dem Straßenbau die gesamte Ostküste erschloss.

Die Gegend selbst bietet kaum etwas Spektakuläres und so wird sie nur ganz selten von Touristen aufgesucht.

Nördlich von Castle Bruce schlängelt sich die Straße diesmal ohne weitere Unterbrechungen, der Küste folgend, um die Insel bis zurück nach Roseau.

Die letzten Indianer

Zuerst erreicht man nun das Carib Territory, das letzte Indianerreservat der ganzen karibischen Welt.

Wer nur deshalb nach Dominica gekommen ist, der wird wohl enttäuscht sein.

Die Kariben, die auf anderen Karibikinseln lebten, wurden von den europäischen Eroberern entweder getötet, erlagen Krankheiten, flüchteten nach Dominica oder wurden ins heutige Belize verschifft. Die nach Belize verschifften Kariben hatten sich bereits in St. Vincent mit Negersklaven vermischt, nachdem dort ein Sklavenschiff gestrandet war. Deshalb nennt man diese spezielle Gruppe die Black Caribs.

Auf Dominica gibt es heute noch rund 3.000 Kariben im Reservat, doch sind bei nur wenigen von ihnen die ursprünglichen äußerlichen Merkmale erkennbar. Gekennzeichnet sind die Kariben durch asiatische Gesichtszüge mit Mandelaugen, hohen Backenknochen und glatten schwarzen Haaren.

Vor Jahrtausenden kamen deren Vorfahren tatsächlich aus Asien über die Beringstraße durch Alaska, Nord- und Mittelamerika. Ihr Nomadendasein verschlug sie in den nördlichen Teil Südamerikas, etwa der heutigen Guyanas, und erst von dort begannen sie mit der Erkundung der Karibikinseln.

Hierzu bauten sie riesige Kanus, von denen eines alleine 100 Krieger tragen konnte.

Ihre Vorgänger auf den karibischen Inseln, die friedlichen Aruak-Indianer, flüchteten oder wurden von den Kariben schlichtweg aus magischen Gründen verspeist. Das Wort Kannibale wurde in Kolumbus Aufzeichnungen erstmals entdeckt. Er verwandte es gleichbedeutend neben dem spanischen Wort für die Bezeichnung der Kariben als Menschenfresser.

Diese Angewohnheit haben sie nun schon lange abgelegt und so erkennt man das Carib Territory bei der Durchfahrt zum einen nur an den netten Hinweisschildern, wenn man das Carib Territory betritt und wieder verlässt und zum anderen an der Vorliebe der Kariben für besonders gepflegte und farbenprächtige Gärten.

Seltener sieht man einen Indianer am Wegesrand, noch seltener die hochstelzigen Häuser und kaum eines der berühmten Kanus.

1902 war es Hesketh Bell, als Abgesandter seiner Majestät, unterwegs in einer gänzlich anderen Mission, der sich für die Schaffung eines Indianerreservates einsetzte. Schon ein Jahr später wurde der erste Häuptling würdevoll in sein Amt eingeführt und ein etwa 15 km² kleines, als unfruchtbar geltendes Gebiet an der Ostküste der Indianergemeinschaft übergeben.

Obwohl die Indianer ursprünglich Fischer waren und von der Bewirtschaftung eigener Felder nicht allzu viel verstanden, machten sie das ihnen zugewiesene Land urbar und erreichen dort heute Erträge, wie sie sonst kaum auf der Insel erzielt werden. Außer den Flechtarbeiten, die sie an durchziehende Touristen verkaufen, werden die meisten Einnahmen durch den Verkauf von Bananen, Copra und frischem Obst und Gemüse auf dem Markt von Roseau erzielt.

Copra wird genauso außerhalb des Indianerreservates gewonnen. Reife Kokosnüssen werden geschält, das Fruchtfleisch wird herausgelöst, zerkleinert und getrocknet. Kokosraspeln lassen sich daraus zwar nicht mehr herstellen, dafür aber Kokosöl und Kokosbutter.

In den 30er Jahren mussten sich die Indianer vorwerfen lassen, einen regen Schmuggel mit den Nachbarinseln zu betreiben, bis 1970 wurden sie dann, von der Welt abgeschieden, in Ruhe gelassen. Die Anbindung kam mit der ersten Autostraße, dem Telefon und der Elektrizität. Wie jeder andere Ort auf der Insel verfügt das Reservat über eine Kirche, eine Post- und Polizeistation, Schulen und eine Krankenstation.

Das Carib Territory ist Teil der demokratischen Selbstverwaltung Dominicas und ein Indianer zieht immer ins Parlament ein, wenngleich er sich dort ganz allein nicht gegen die übrigen Parlamentarier durchsetzen kann und insoweit mehr als Fürsprecher seiner Gemeinschaft zu sehen ist.

Der Häuptling oder Carib Chief fungiert neben dem Parlamentsabgeordneten als Repräsentant der Indianer; er empfängt Journalisten und vertritt die Indianer auf manch einer internationalen Konferenz.

In Sineku führt ein gut beschilderter und ausgebauter Weg zum Meer hinab. Sehenswert ist hier L'escalier Tête Chien, ein heiliger Platz für die Indianer. Sie glauben, dass die runden Steine von einer riesigen Schlange stammen, die aus dem Meer ans Land gekrochen ist. Bei dieser Schlange muss es sich um eine Boa constrictor gehandelt haben, die Indianer nennen sie Tête Chien.

Weiter geht es zur eindrucksvollen Pagua Bay, der Weg verzweigt hier zurück ins Inselinnere über Concord nach Pont Cassé und weiter gen Norden nach Marigot. Hier findet man Dominicas ersten und bislang größten Flughafen, Melville Hall. Fertiggestellt wurde er bereits im Jahre 1958. Etwas weiter nördlich zwischen Wesley und Woodford Hill haben die Behörden schon seit langem einen internationalen Groß-Flughafen geplant, für den bislang immer das Geld fehlte. Im Moment gibt es mehrere Finanzierungsmodelle durch eine US-Gruppe, bei der auf die Dominicaner direkte Kosten von 1,5 Mio US$ zukämen, sozusagen die Initialisierungskosten.
So können heute auf Dominica nur Turbo-Prop Maschinen landen oder maximal Frachtmaschinen des Typs Boing 737.

In dieser Gegend der Insel herrscht Cocoy, ein ans Englische angelehnter Dialekt, als Umgangssprache vor. Im 18. Jahrhundert, nach der Sklavenbefreiung, kaufte eine englische Schokoladefabrik die ganze Gegend auf, um weitläufige Kakaoplantagen anzulegen und befand die Bevölkerung zu dieser Sklavenarbeit berufen. Diese befand sich weniger zur Lohnarbeit geboren und so führten die Engländer ihre Arbeitskräfte aus Antigua und einigen anderen (englischsprachigen) Leeward Inseln ein.

Unterkünfte

Carib Territory Guest House

My Father's Place Guesthouse

Gen Norden

Weiter gen Norden erreicht man nun die schönsten und touristisch abgelegensten Sandstrände der Insel. In der Woodford Hill Bay, der Batibou Bay und der Grand Baptiste Bay gibt es fast einmalig hellen goldenen Sandstrand und zum Tauchen obendrein massenhaft vorgelagerte Korallen. Nicht ganz ebenbürtig sind die Strände in den Buchten von La Taille Bay, Anse Noire und Hodges Bay.

Calibishie ist ein auffallend hübscher Ort, mit farbenprächtigen Blumen, freundlichen Gärten (etwa wie im Indianerreservat), frisch gestrichenen Häusern und einer bestens geschützten Korallenbucht.

Beidseitig der Straße wird besonders viel Kokosnuss angebaut und in den alten Fabrikgebäuden zu Copra weiterverarbeitet.

Am Blendheim River gabelt sich die Straße. An der Küste führt der Weg weiter bis zum Nordzipfel, die Straße ins Landesinnere ist der direkte Weg zur Westküste, nach Portsmouth. Besondere Sehenswürdigkeiten gibt es nicht und so empfiehlt sich die Küstenstraße.

Zur Nordspitze führt eine Straße in engen Serpentinen bis Pennville. Die Fahrbahn wurde mit Hacke und Schaufel in den Berg getrieben. Die herrliche Aussicht entlohnt sicher selbst die Ängste zahlreicher Autofahrer heute.

Die ersten Siedler hier waren französische Farmer, die von den Nachbarinseln Guadeloupe und Marie-Galante herüberkamen. Selbst heute arbeitet noch immer ein Großteil der Bevölkerung in Marie-Galante. Die Insel ist per Boot schneller erreichbar als die Hauptstadt Roseau.

Einmalig auf der Insel ist die Kirche in Vieille Case mit ihrer "spanischen" Fassade und den farbenprächtigen Wandgemälden.

Von Penville gibt es nun nach langjähriger Bauzeit eine Straße zur Douglas Bay auf der Westküste der Insel. Erwähnenswert sind zwei Aussichtspunkte und weitere Schwefelquellen.