Zur Bündelung der kulturellen Aktivitäten hat das Kultusministerium im Jahre 1983 das Dominica Festival of Arts (DOMFESTA) eingeführt. Ende Juli, die Kinder haben Sommerferien, werden nicht nur volkstümliche, traditionelle Programme präsentiert. Alle Künstler haben eine Chance „groß“ herauszukommen: Tänzer, Musiker, Schauspieler, Schriftsteller, Maler und Bildhauer.
Die Gruppe der Musiker und Bands ist am größten - und nur die wenigsten spielen Jazz oder klassische Musik.
Jing-Ping ist die Tanz- und Fetenmusik Dominicas. Das Repertoire von Jing-Ping ist abgeleitet von europäischen Salontänzen wie Polka oder Walzer mit gelegentlichen Einflüssen von Latin oder Country. Der Ursprung dieser Musik ist eine Melange aus europäischer Liedform und afrikanischer Rhythmik. Ebenso gemischt ist die Herkunft der Instrumente. Beim Jing-Ping steht das Akkordeon im Mittelpunkt der Musik.
Doch Raggae und Calypso sind die beiden bedeutendsten Musikrichtungen. Die Wurzeln liegen in Afrika, doch sind spanische, französische und irische Einflüsse nicht zu verleugnen.
Calypso hat seinen Ursprung im Trinidad des 18. Jahrhunderts. Sklaven sangen auf kreolisch bei der Arbeit über die Unterdrückung durch ihre Herren.
Heutige Texte sind fast immer in englischer Sprache, doch werden in ihnen gerne soziale Probleme sowie politische und lokale Missstände aufgegriffen. Melodie und Rhythmus sind zum Verwechseln ähnlich und nur die Texte variieren.
Chutney ist eine relativ neu aufgekommene Musikrichtung, in der sich Calypso und malaiische Musik kunstvoll ergänzen.
Eine Gemenge aus Jazz und Steel Pan stellt der Pan Jazz dar.
Aus Soul und Calypso entstand Soca, eine Tanzmusik mit Rhythmus und hartem Bass.
Der Vorläufer des Raggae war der Ska. Er entstand in den 50er Jahren auf Jamaika aus dem Rhythmus von Calypso, Blues und jamaikanischer Volksmusik afrikanischen Ursprungs. Seine Texte ähneln inzwischen der Popmusik.
Nach einer Stahltrommel wurde der Steel Pan benannt. Die Trommeln werden aus Ober- und Unterteilen leerer Ölfässer hergestellt, in die mehrere Beulen so herausgetrieben sind, dass sie verschiedene Töne wiedergeben können. Erfunden wurden diese Trommeln in den 40er Jahren auf Trinidad. Auf Inseln mit großem Touristenaufkommen sind sie beliebte Souvenirs.
Raggae wurde wie der Ska auf Jamaika geboren und entstand in den 60er Jahren in den Trenchtown-Slums aus Ska, Blues, Calypso und Rock als Außenseitermusik. Raggae hat einen Tanzrhythmus, der die Grundlage sozialkritischer Texte ist.
Es ist eigentlich die Volksmusik Jamaikas, Ghettomusik, Musik der Slums. Schon lange hat der Raggae seine folkloristische Isolation überwunden und ist selbst aus der Popmusik nicht mehr wegzudenken.
Insbesondere Bob Marley hat es der Raggae zu verdanken, weltweit populär zu sein. Heute ist man schlecht beraten, in die Karibik zu reisen und seine Musik nicht zu mögen, denn überall trifft man auf seine Songs: auf Straßen, in Bussen und natürlich in den Restaurants.
Rapso ist ein jüngerer Musikstil, eine Mischung aus Rap und Calypso.
Zouk entstand auf den französischen Karibikinseln unter zahlreichen afrikanischen, karibischen und französischen Einflüssen; populäre Gruppen hält das aber keineswegs davon ab, ihre Texte in englischer Sprache zu singen.
Musiker(innen) aus Dominica
Mary Sylvester ist Sängerin und Musikerin, die aus Dominica stammt. Daneben ist sie auch Autorin, doch mehr dazu auf der Literaturseite.
Schon während des Studiums nahmen Mary Sylvester und ihre Brüder, die Band „The Sylvesters“, mehrere Plattenalben in den USA auf. Ein bekannter Song darauf ist „The time is now to get together“, eine gefühlvolle Ballade. Mary Sylvester & Band erhielten den begehrten Preis „Caribbean Music Award“.
Inzwischen lebt Mary Sylvester in Süddeutschland. Die Sängerin tourt durch ganz Europa und macht Musik in allen Sparten: Blues, Rock, Pop, Soul, Jazz, Reggae und Gospel. Sie singt in großen Hallen und kleinen Clubs; ihr Herz hat sie an die Gospel-Musik verloren. Mehr Informationen, insbesondere zu ihrer Musik, gibt es auf der eigenen Internetseite.
Mary Sylvester hat einen Verein gegründet, den Dominica Hilfe e. V., der inzwischen einige Sachen für die Jugend und die Krankenhäuser in Dominica gesammelt hat. Der Verein sucht nicht nur Spenden, um Transporte durchführen zu können, sondern ebenso Kinder- und Babykleidung, Computer, Schreibhefte, Bleistifte, Kugelschreiber und vor allem Spielzeug. Alle Informationen über den Verein und seine Aktivitäten im Internet unter dominica-charity.org.
Die Mitgliedschaft ist übrigens gar nicht teuer: gerade einmal 25,00 Euro pro Jahr.
Den Weg nach Europa noch nicht angetreten hat Michele Henderson. Sie lebt noch immer in Dominica, gilt dort aber als größte Entdeckung der vergangenen Jahre. Dabei ist sie nicht nur in Dominica bekannt, sondern in der ganzen Karibik, erste Auftritte hatte sie bereits auch in Europa. Ihr Stil ist schwer zu beschreiben, irgendwo zwischen Jazz und Reggae, Soul und Zouk, mal in Englisch, Französisch oder Kreolisch. Anleihen von Whitney Houston und Phil Collins lassen sich durchaus erkennen. Mehr Informationen zu Michele Henderson gibt es auf ihrer Internetseite.
Wer stets einen aktuellen Einblick in die Musikszene Dominicas gewinnen möchte, kann dies 24 Stunden lang, fünf Tage die Woche beim Internet musicians TV tun.
Interview mit Mary Sylvester
Mary Sylvester ist besonders gerne live unterwegs. Das Auskommen allein mit Musikauftritten zu erzielen, ist aber schwierig. Wer Mary Sylvester erleben will, kann sie daher auch für Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen oder Privatfeiern buchen.
travel2dominica.de: Du stammst aus einer musikalischen Familie. Die Karriere begann in New York zusammen mit Deinen Brüdern.
Mary Sylvester: Ja, die Gruppe, mit der ich zuerst auftrat hieß ‚The Sylvesters‘. Wir waren ziemlich erfolgreich und sind beinahe jedes Wochenende in unterschiedlichen Clubs aufgetreten, nicht nur in New York, auch in Chicago und Kanada. Es war damals alles noch ziemlich familiär. Mein Bruder Edmund spielte das Schlagzeug, mein Bruder Harold den Bass, Conrad Seraphine die Gitarre und ich selbst stand am Keyboard.
travel2dominica.de: Bei Deinen Musikstilen bist Du variabel und nicht dermaßen festgelegt wie andere Künstler.
Mary Sylvester: Verschiedene Styles wie Blues, Pop, Rock, Reggae und Jazz sind mir sehr wichtig. Die Hauptsache ist Musik. Das ist mein Leben. Aus der Karibik habe ich eher den Reggae und Calypso mitgebracht, aus New York mehr den Blues und den Jazz.
In den letzten Jahren sind für mich Gospel, Blues und Jazz bedeutsamer geworden, dabei sind meine Favoriten Balladen. Wichtig sind mir ganz besonders eigene Texte mit Tiefgang, über Dinge, die in der Welt vor sich gehen und sie bewegen.
Live-Musik ist mir sehr wichtig. Ich lebe geradezu davon und dafür. Dabei ist es dann egal, wenn mal etwas schief geht. Denn Musik muss die Leute vor der Bühne überzeugen: Daher immer voll ‚Power live‘.
Meine CDs kann man im Internet downloaden, auf meiner Website marysylvester.com sind Hinweise zu finden, und ich plane dort auch einen Shop einzurichten, damit man einzelne Stücke oder ganze CDs kaufen kann.
travel2dominica.de: Aus welchem Grund zog es Dich dann nach Europa?
Mary Sylvester: Der Liebe wegen habe ich alles aufgegeben. Auf Barbados habe ich mich in einen deutschen Mann verliebt und bin ihm in seine Heimat gefolgt. Die Beziehung ist leider zerbrochen. Geblieben bin ich dennoch in Deutschland und bereue es nicht, obwohl ich nicht nur die Band, sondern auch eine Boutique aufgegeben musste, bei deren Aufbau mir meine Mutter geholfen hatte.
travel2dominica.de: Was bedeutet Dominica für Dich?
Mary Sylvester: Dominica ist mein Geburtsland und ein toller Ort, Urlaub zu machen. Seit drei Jahren bin ich dort immer regelmäßiger, seit mein Vater verstorben ist. Die Bindung an Dominica wächst mit jedem Besuch.
Die Zeit ist gekommen, ein anderes Leben zu führen, auch der Bevölkerung vor Ort zu helfen. Zurzeit sponsere und arbeite ich an der Website marigotheritage.com für den Marigot Heritage Day, der im Oktober 2006 stattfinden wird. Marigot ist der Ort in Dominica, wo ich geboren bin. Dort ist der Flughafen Melville Hall Airport und der Fischerhafen Bay Front.
Im Jahr 2007 findet ein großes Musikfestival in Marigot statt, bei dem ich auftreten möchte. Alle Musiker aus Dominica, auch die im Ausland leben, sollen auftreten. Andere Musiker sind ebenso eingeladen.
travel2dominica.de: Du machst nicht nur Musik, sondern hast auch ein Buch mit einem witzigen Titel geschrieben ...
Mary Sylvester: ... Schwarz im Schwarzwald war ein Muss, nach dem, was ich in Deutschland erlebt habe, ganz besonders im Schwarzwald. Ich lebe seit Jahren in Freiburg und einige Anekdoten mag man kaum glauben, beispielsweise in der Sauna des Thermalbads in Freiburg kam eine Frau herein und fragte mich, ob die Sauna in Afrika auch so heiß sei wie hier. Und was sollte ich sagen: Ich war noch nie in einer Sauna in Afrika.
travel2dominica.de: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Mary Sylvester: Ich plane immer, zurück nach Amerika zu gehen, aber es klappt nicht. Mein Rückzugswunsch hat allerdings nichts mit Deutschland zu tun, ganz im Gegenteil. Der Schwarzwald ist meine Heimat geworden. Aber ich vermisse eben doch den Rest meiner Familie in Amerika.
travel2dominica.de: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.
Mary Sylvester: You’re welcome, Niels.
Rastafari-Bewegung
Rastafaris, Schwarze mit verfilzten Haaren und in den äthiopischen Nationalfarben Rot, Gelb und Grün am Leib, sind nicht nur eine modische Erscheinung in der Karibik, sondern Anhänger einer Weltanschauung, eines schwarzen Nationalismus.
Begonnen hatte alles mit Marcus Garvey, einem 1887 in Jamaika geborenen Sozialreformer. Er war der Gründer einer radikalen afro-amerikanischen Organisation, der Universal Negro Improvement Association (UNIA), vergleichbar mit dem Ku Klux Klan.
1930 wurde der Kaiser von Äthiopien, Haile Rasta Fari Selassi, gekrönt. Er war das Leitbild der Rastafari-Bewegung.
Die Vorsilbe „Ras“ bedeutet Kopf, der Zusatz „Tafari“ bedeutet Schöpfer. „Haile“ bedeutet Kraft und „Selassi“ Dreieinigkeit. Er ist für die Rastafari-Anhänger die Kraft der Dreieinigkeit, der direkte Nachkomme Davids.
Die Hauptgebote dieser Bewegung sind, daß alle Schwarzen, die gewaltsam in die Sklaverei verkauft wurden, nach Äthiopien zurückkehren sollen, wo Selassi an der Spitze der einzigen schwarzen Monarchie der Welt herrscht.
Afrika den Afrikanern, den Afrikanern im Land und in der Fremde.
Als Führer des schwarzen Nationalismus proklamierte Marcus Garvey die Kraft des Rassenstolzes (auch) für die Schwarzen.
Dennoch starb er 1940 in London, ohne jemals afrikanischen, geschweige denn äthiopischen Boden betreten zu haben.
Durch die verbreitete Kriminalität in den Slums der jamaikanischen Hauptstadt wurden die Rastas zu Gejagten und Sündenböcken.
Ähnlich erging es den Rastafaris in Dominica, schon deshalb weil sie eine Vorliebe für Ganja (Marihuana, Kaliweed, Sensamenia, Lamsbread) haben, die sie auf allen Karibikinseln möglichst fern der Zivilisation und Polizei, in den Bergen, anbauen.
In Dominica ist der Anbau und das Rauchen streng verboten, faktisch belangt bzw. des Landes verwiesen werden jedoch nur Ausländer.
Rasta ist eine reine Männerbewegung, Frauen sind in den Kommunen von jeglichen kultischen Festen ausgeschlossen. Für den Konsum von Ganja gilt genau dasselbe.
Medienvielfalt auf kleinem Raum
Auf Dominica gibt es wöchentlich erscheinende lokale Zeitungen, freitags The New Chronicle, mittwochs den Tropical Star.
Radio Caribbean hat seinen Betrieb auf 1210 kHz eingestellt. Darüber hinaus gibt es noch den katholischen Sender Voice of the Islands auf 1060 kHz im Bereich der Mittelwelle. Postalisch ist die Stimme der Inseln zu erreichen unter P. O. Box 2402, Roseau. Spezialisten hören die Sender in Ausnahmefällen selbst in Deutschland.
Das trifft auch für den staatlichen Sender DBS zu, der auf 88.1, 88.6, 89.5, 103.2 und 103.06 kHz/UKW und 595 kHz/MW zu empfangen ist. Erreichbar ist der Sender unter P. O. Box 1, Roseau.
Beliebt ist Kairi FM, eine kleine Privatstation die vornehmlich den Großraum Roseau auf den UKW-Frequenzen 93.1 und 107.9 kHz mit hitverdächtiger Musik versorgt.
Auf Dominica lassen sich aber ebenso Sender anderer Inselstaaten empfangen. Auf UKW ist in guter Qualität auf 98.1 kHz Reggae aus St. Lucia zu empfangen.
Zu den stärksten karibischen Mittelwellensendern gehört Radio Paradise (825 kHz/MW), P. O. Box 423, Basseterre, St. Kitts.
Das Kabelfernsehen versorgt die Inselbewohner mit neun Kanälen, wobei ein Hauptteil von US-Sendern eingespeist wird. Marpin TV (MTV) auf Kanal 7 bietet Informationen für Dominicaner und Touristen.